Essbare Wildkräuter für jede Jahreszeit

Sie sind eher klein und unscheinbar. Niemand pflegt sie und sie wachsen dort, wo es ihnen gefällt. Manchmal findet man sie sogar im eigenen Garten, aber in der Regel kann man sie mit etwas Fachwissen auf Wiesen, Feldern und in Wäldern finden. Die Rede ist von essbaren Wildkräutern, in Vergessenheit geratene Pflanzen, die heute wieder neu entdeckt werden wollen und viele positive Eigenschaften mit sich bringen. 

Es gibt eine Reihe von wild wachsenden Kräutern, die man wunderbar verzehren kann. Ob getrocknet, als Tee oder in einem leckeren, frischen und saisonalen Salat, es gibt essbare Wildkräuter für jede Jahreszeit. In diesem Artikel zeige ich dir, welche Wildkräuter wann wachsen und wie du sie verwenden kannst. Aus hunderten von Kräutern habe ich die leckersten und gängigsten für dich ausgewählt.

Essbare Wildkräuter: Frühling

  • Bärlauch ist eine sogenannte Bärenpflanze. Die Bären fressen Bärlauch im Frühjahr nach dem Winterschlaf gerne, um wieder zu Kräften zu kommen. Er riecht stark nach Knoblauch und kann zu Pesto oder Saucen verarbeitet werden. Bärlauch wächst von März bis Juni und ist in feuchten, humusreichen Laubwäldern und schattigen Lichtungen zu finden. Essbar sind Blätter, Blüten und Samen.
    Achtung: Bärlauch kann mit den hochgiftigen Maiglöckchen verwechselt werden.
  • Löwenzahn ist weit verbreitet und wächst in Gärten, auf Wiesen und Feldern. Die jungen, frischen Blätter schmecken als Salat, Spinat oder Gewürz. Je größer die Blätter werden, desto bitterer schmecken, also unbedingt nach jungen Trieben Ausschau halten. Die Blüten kannst du dann ab April bis Juni ernten, am besten die jungen Blüten in den frühen Vormittagsstunden. Du kannst sie dann entweder getrocknet als Tee verwenden oder frisch verzehren. 
  • Giersch kennen viele als Unkraut im Garten, es zählt aber trotzdem auch zu den essbaren Wildkräutern und tatsächlich ist Giersch sehr lecker und schmeckt nach Möhre und Petersilie. Giersch kann man mit einigen, auch giftigen Pflanzen leicht verwechseln, deswegen sollte man sich genau erkundigen, wie Giersch aussieht. Verwenden kann man ihn als Spinat, als Gemüse in Smoothies und Wildkräuter Salaten oder als Gewürz. 
  • Spitzwegerich wächst häufig auf Wiesen und am Wegesrand. Die beste Erntezeit der Blätter ist im Frühjahr vor dem Knospenaustrieb. Die zarten Blätter eignen sich als Salat oder Zutat zu Quark und Rührei. Aber auch die Blütenknospen selber schmecken sehr gut und erinnern mit ihrem Aroma an Champignons. 

Essbare Wildkräuter: Sommer

  • Gänseblümchen wachsen fast überall. Sie zählen nicht zu den typischen essbaren Wildkräutern. Ich würde sie nur dort ernten, wo keine Autos fahren oder landwirtschaftliche Dünger etc. in Einsatz kommen. Vor allem die Blüten sind essbar und bereichern jede Küche. Man kann sie zu Dekorationszwecken verwenden, aber auch für Tees, Aufstriche und Brote. Sie schmecken mild, nussig und können frisch gegessen und gekocht werden. 
  • Kamille kann man ab Juli ernten und getrocknet oder frisch als Tee zubereiten. Wer einen aufgebrühten Kamillentee mit frischen Blüten noch nie getrunken hat, sollte dies unbedingt ausprobieren, es ist ein wahres Geschmackserlebnis. 
  • Mädesüß schmeckt süßlich und nach Mandel oder Bittermandel. Aus den Blüten lassen sich wunderbar duftende Gelees oder Sirupe herstellen. Sie dienen zum Aromatisieren von Flüssigkeiten aller Art. Getrocknet kann man sie auch als Teezutat verwenden. Mädesüß findest du vor allem auf feuchten Wiesen und an Bachläufen. 
  • Wilde Möhre schmeckt süßlich nach Karotte, Petersilie und Anis. Die jungen Blätter verwendet man zum Würzen von Salaten oder anderen Gerichten. Die Blüten eignen sich als essbare Dekoration oder auch ausgebacken oder eingelegt als Anti-Pasti. Getrocknet ergeben sie einen wunderschönen Strauß. Die Wurzeln von jungen Pflanzen eignen sich roh oder auch als Kochgemüse. 

Essbare Wildkräuter: Herbst

  • Vogelmiere wächst das ganze Jahr über auf kahlen Beeten und schützt den Boden vor Erosionen. Wenn im Herbst die Auswahl der essbaren Wildkräuter kleiner wird, ist sie eine willkommene und frische Wildpflanze, die man Salaten beimengen, Smoothies damit machen und als Spinat verwenden kann. Sie liefert viel Vitamin A, B und C und enthält weit mehr Eisen, Kalium, Calcium und Magnesium als heimisches Gemüse.
  • Gundelrebe oder Gundermann kann man eigentlich das ganze Jahr ernten und sie bietet sich deswegen im Herbst besonders an. Fundorte sind feuchte Wiesen, lichte Wälder, Gärten und Böschungen. Das Kraut gehört wie Thymian, Rosmarin und Bohnenkraut zu den Lippblütlern und wird wegen seines Geschmacks auch als Wilde Petersilie bezeichnet. Das Aroma passt wunderbar zu Salaten, Saucen und Smoothies und kann sogar ähnlich wie Minze zu Süßspeisen verwendet werden. 
  • Franzosenkraut gilt als Unkraut, da es sich im Garten und in der Landwirtschaft schnell verbreitet. Man findet es von Mai bis in den November hinein und verwenden kann man Blätter, Samen, Blüten und Triebe. Auch das Franzosenkraut bzw. Knopfkraut kann man wie fast alle essbaren Wildkräuter in Salaten, Smoothies, Pestos und Saucen oder zum Aromatisieren verwenden. 

Essbare Wildkräuter: Winter

  • Brombeerblätter kann man wunderbar im Winter ernten. Mit einer Schere schneidet man die Triebspitzen und äußersten Blattstände ab und sammelt sie zum Fermentieren und Trocknen für Brombeerblätter Tee. Man kann aber auch Smoothies daraus zubereiten. Den Ideen sind da keine Grenzen gesetzt.
  • Wilder Thymian oder Quendel wächst auf Sandtrockenrasen, in Steingärten, Dünen, Kiefernwäldern, Wiesen und Feldern. Die eigentlichen Erntemonate sind Mai bis September, aber in milden Gegenden findet man ihn auch bis weit in den Winter. Als essbares Wildkraut kann man ihn verwenden wie den mediterranen Thymian als Gewürz in Saucen zu Fleisch, Gemüse und Pasta. 
  • Nelkenwurz erntet man im Winter ab September bis in den März hinein. Er bietet mit seinen Wurzeln und Blättern in der kalten Jahreszeit eine willkommene Vitaminquelle, wenn es an frischem Kräutergrün mangelt. Die Blätter sind geeignet für Salate, Gemüsebeilagen und Saucen wie Pesto oder Kräuterquark. Die Wurzeln verwendet man getrocknet und verrieben als Gewürz oder zum Mitkochen in Suppen oder als Einlage in Wein und Bier. 

Tipps zum Ernten und Verwenden von essbaren Wildkräutern

Wenn du in die Natur gehst, mit dem Ziel, wilde Kräuter und Pflanzen zu sammeln, solltest du einige Dinge beachten.
Essbare Wildkräuter gibt es viele, aber man kann fast jede Pflanze mit einigen anderen giftigen Pflanzen verwechseln. Deswegen solltest du dich über das Aussehen und das Vorkommen genau informieren und im besten Fall einen Profi zurate ziehen, bevor du dir etwas Leckeres daraus zubereitest. Wenn du dann irgendwann genügend Übung und Erfahrung hast, können essbare Wildkräuter deine Küche nachhaltig und sinnvoll ergänzen und sogar manchmal deinen Kauf von Salat und Kräutern im Supermarkt ersetzen. 

Ich wünsche dir viel Spaß beim Durchstreifen der Natur auf der Suche nach aromatischen und wilden Kräutern und hoffe, dass ich dir mit diesem Artikel eine Idee von essbaren Wildkräutern geben und zeigen konnte, was man alles damit machen kann.